Die Ausstellung des belgischen Künstlers Jozef Legrand in der Galerie Koch und Kesslau besteht aus über 150 Protestschildern. Als würden diese darauf warten, abgeholt und durch die Stra§en getragen zu werden, oder als wäre dies eben geschehen, mutiert der Galerieraum zu einem Lagerraum und sieht aus wie der Keller einer Protestbewegung. Der Protest mit diesen Schildern fand zum ersten Mal 1999 in Maastricht statt und wurde später einige Male wiederholt (Dresden, Ulm). Es wurde jedoch zugleich für und gegen vieles demonstriert. Es gab keine übergeordnete Botschaft Ð die Slogans auf den Schildern waren allesamt individuelle Aussagen, die in alle und keine Richtung führten und über die jeweiligen persönlichen Befindlichkeiten Auskunft zu geben schienen.
Das nun stattfindende "Lagern" der Schilder in einer Galerie im Hinterhof ist das Gegenteil der Performances zuvor. Anstatt eines Pseudo-Protestes findet nun eine Schein-Ausstellung statt. Sie wirkt wie ein vorläufiger Schlusspunkt einer längeren, historischen Entwicklung, in der die kollektiven Ideale der Friedensbewegung der 60er Jahre langsam vor dem Hintergrund individueller Interessen versickerten. Und da auch diese nicht mehr interessieren, und die Friedensproteste heutzutage nicht anders aussehen als individuelle Beteuerungen ("Ich" bin auch dagegen) und eben genausowenig bewirken, ist diese Ausstellung vielleicht auch ein Punkt, von dem aus man sich wieder bewegen könnte.



Jozef Legrand

geboren 1957, in Niel (Belgien)
Lebt und arbeitet in Berlin und Brüssel
Studium Architektur, Grafik, Bildhauerei,
Monumentale Kunst in Antwerpen, Gent, Paris und Berlin.



Einzelausstellungen (Auswahl seit 1999)

2003 Galerie Koch und Kesslau, Berlin (D)
          Galerie Archetype, Bruxelles (B)
2002 Family Affairs, MAP, Brussel (Oktober)
          Ulm-Demo, Kunstverein Ulm, mit den Ulmer und Neu-Ulmer
          Museen, Ulm/Neu-Ulm
2001 VDAB-Der Film, VDAB Tongeren, Tongeren(B)
          Een gebouw stapt om zichzelf en ontmoet de buurt, permanente
          Installation für den Flämischen Bundestag, Brussel (B)
2000 Preisträgerausstellung "Cultuurprijs van de stad Heerlen", Heerlen (NL)
1999 Home-Land, Marres, Zentrum voor Beeldende Kunst, Maastricht (NL)



Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl seit 1996)

2003 Refuge, Les Brasseurs, Luttig (B)
2002 Begijnhofprojekt, Museum voor Beeldende Kunst, Hasselt (B)
          Een brug als een levendige verhaallijn door het landschap ende geschiedenis,           Riemst (B)
2001 Utopien heute? Wilhelm-Hach-Museum und den Kunstverein Ludwigshafen,           Ludwigshafen
          Ici et maintenant, Hier en Nu, 100 jours, 100 artistes,Tour et Taxi, Brussel (B)
2000 Einräumen, Arbeiten im Museum, Hamburger Kunsthalle
          Expo 2000, Urban 21, Hannover en Berlin
          City-Index, Kunst Haus , Städtische Galerie en Festspielhaus Hellerau, Dresden
1999 Trafique, (trans)Africa, Stedelijk Museum voor Aktuele Kunst (SMAK), Gent (B)
1997 documenta X, Kassel
1996 Station Deutschland, Kampnagelfabrik, Hamburg,
          Künstlerhaus Bethanien, Berlin